Bienen – ein Volk der Superlative

In einer mittleren Kleinstadt, ob in Österreich oder sonst wo auf der Welt, leben rund 30.000 bis 60.000 Menschen. Ein Bienenvolk in seinem Stock hat ebenso viele Einwohner, manchmal sogar weit mehr.

Organisiert in einem sozialen Gefüge, das seinesgleichen sucht. Es gleicht einem Wunder, wenn man das Zusammenspiel der verschiedenen Funktionen und Aufgaben erkennen und studieren kann. Manchmal stehen wir selbst als Imker mit Staunen und Ehrfurcht davor und betrachten dieses Schauspiel.

RUND UM DEN GLOBUS BESTÄUBEN HONIGBIENEN FAST 80 PROZENT ALLER AUF FREMDBESTÄUBUNG ANGEWIESENEN PFLANZEN UND SORGEN SO FÜR DEREN ÜBERLEBEN UND VERMEHRUNG. EINE BEACHTLICHE LEISTUNG.

Würde ein Wirtschaftler die Leistung aller Bienenvölker der Welt auf einen Nenner bringen, so hätte er am Ende die unglaubliche Zahl von 153 Milliarden EUR auf dem Tisch liegen. Das entspricht dem zehntausendfachen Brutto-Inlandsprodukt der Europäischen Union.

Nicht nur als Bestäuber sind die Bienen unverzichtbar, auch wir Menschen profitieren von ihrer täglichen Arbeit: Honig in den verschiedensten Formen, Bienenwachs, Propolis, Gelee Royale sind nur die bekanntesten Produkte unserer geflügelten Freunde.

Bienen vomWaschberg

Diese Leistung wird durch eine starke Ordnung und Hierarchie im Bienenstock selbst ermöglicht. Die Rollen sind klar verteilt, die Aufgaben fix festgelegt.

Während die Königin für das Eierlegen zuständig ist – als Einzige im gesamten Staat hat nur sie das Vorrecht dazu – sind die Drohnen diejenigen, die der Königin als Gatte beiwohnen können. In Gemeinschaft mit rund 2000 anderen. Den Spaß bezahlen sie allerdings mit der Vertreibung aus dem Paradies. Nach einem Sommer haben sie ihre Aufgabe erfüllt und werden aus dem Stock vertrieben. Fatal, da sie sich nicht selbst ernähren können und auch keinen Stachel besitzen.

Die Königin wiederum ist nach dem Hochzeitsflug mit einem Spermienvorrat für drei bis vier Jahre „aufgeladen“ und legt folgend bis zu 120.000 Eier pro Jahr.

All das würde nicht funktionieren, wären da nicht die fleißigen Arbeiterbienen. Sie pflegen die Brut, bauen Waben und stellen den Honig her. Erst in der zweiten Lebenshälfte dürfen sie den Stock verlassen, um Nektar und Pollen zu sammeln. Hier beweist sich voll und ganz die Wahrheit vom „fleißigen Bienchen.“

Sie füttern, putzen und umsorgen auch die Königin, die ihre Eier in die freien Wabenzellen platziert. Die Maden, die daraus schlüpfen, wollen vor allem einmal gefüttert werden und wiederum sind es die Arbeiterbienen, die Honig und den speziellen Futtersaft „Gelee Royale“ herbeischaffen, um den Hunger der Heranwachsenden bis zur Verpuppung zu stillen.

Damit ist die Aufgabenliste der Arbeiterinnen noch lange nicht erfüllt:

  • Sie sind für alle Bauarbeiten und Reparaturen im Stock zuständig.
  • Sie reinigen und putzen nicht nur den Stock, sondern auch die Brut und entfernen unerwünschte Fremdkörper aus dem Haus. Selbst größere Tiere, wie Mäuse und ähnliche, sind als Honigräuber schnell identifiziert und umgehend unschädlich gemacht.
  • Beständige 35 Grad sind die optimale Temperatur, damit Brut, Waben und Honig gedeihen können. Auch für das Klima sind die Arbeiterinnen verantwortlich. Sie heizen oder kühlen den Stock je nach Bedarf, durch ein sehr komplexes Zusammenspiel.
  • Keine Biene aus einem fremden Stock darf den eigenen betreten. Die Arbeiterinnen überprüfen am Eingang durch Geruchs- und Verhaltenskontrolle die Berechtigung zum Zutritt. In der Abwehr sind sie nicht zimperlich. Der Giftstachel wird unerbittlich gegen Räuber und Feinde eingesetzt.

Es gäbe noch viel mehr über dieses Volk der Superlative zu erzählen. Doch dazu reicht hier der Platz nicht aus.

Genießen Sie die Produkte dieser überaus spannenden Tiergattung und erfreuen Sie sich an den blühenden Blumen und Sträuchern, die mit ihrer Hilfe unser Auge beglücken.